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Was ist IP und was hat es damit auf sich?

IP steht für Intellectual Property, also geistiges Eigentum. Prinzipiell geht es also um das Eigentum an immateriellen Gütern. Die meisten Menschen haben sicherlich schon einmal von Urheberrechten, Patenten, Marken und Geschäftsgeheimnissen gehört. Dies alles sind verschiedene Arten von IP.

Warum ist geistiges Eigentum in der IT gerade jetzt ein wichtiges Thema?

In der IT ist geistiges Eigentum spätestens seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein wichtiges Thema, als deutsche Wissenschaftler von den Amerikanern in die USA oder von den Sowjets in die UdSSR ausgebürgert wurden. Ziel beider Länder war es, sich die Erfindungen und das Wissen dieser Wissenschaftler anzueignen. Die Rivalität zwischen Amerikanern und Sowjets setzte sich während des Kalten Krieges fort und fand im Wettlauf zum Mond als Ausdruck der technologischen Überlegenheit einen Höhepunkt. Dieses Unterfangen erforderte eine noch nie dagewesene Rechenleistung, da die Umlaufbedingungen von drei oder mehr Körpern (d. h. einer Rakete, der Erde, dem Mond und der Sonne) Schritt für Schritt einbezogen werden mussten Aus diesen Entwicklungen heraus entstand die Computerindustrie und jede Seite versuchte, ihr Know-how vor dem Gegner geheim zu halten. Diese historischen Ereignisse erklären, warum die USA so konsequent in den Bereich Forschung und Entwicklung investiert und ihr geistiges Eigentum geschützt haben, denn nur so konnten sie ihre Vormachtstellung in der Welt behaupten.

Heute ist im Zuge der Digitalisierung ein neues Berufsfeld entstanden: die Softwareentwicklung. Dies ist schon fast ein bisschen Magie, denn wer den richtigen Code zur richtigen Zeit zaubert, dem liegt die Welt zu Füssen. Allerdings regeln weltweite internationale Abkommen das Kopieren von Code und jeder anderen Art von kreativer Arbeit. Hier kommt das geistige Eigentum ins Spiel. In der Schweiz schreibt ein neues Gesetz beispielsweise vor, dass Code Open Source sein muss, wenn er im Rahmen von Regierungsaufträgen verwendet wird.

Das Kopieren von Code ist also gesetzlich geregelt. Doch wie funktioniert Open Source eigentlich?

Im Grunde genommen gehört der Code demjenigen, der ihn schreibt, und niemand darf ihn kopieren. Man darf den Code nur kopieren, wenn der Urheber dies ausdrücklich erlaubt. Diese Erlaubnis hat dann die Form einer Lizenz. Mein Kurs über Softwarelizenzen behandelt genau dieses Thema und stellt die verschiedenen Arten von Berechtigungen und ihre Auswirkungen vor.

Was sind die grössten Unsicherheiten bei deinen Kunden?

Die häufigste Frage lautet: Können wir eine ganz bestimmte Softwarekomponente verwenden? Die Antwort darauf klingt so, als würde sie von einem Anwalt kommen (was ich nicht bin!): Es kommt darauf an. Zunächst ist es wichtig, sich vor Augen zu halten, dass der Begriff „Open Source“ eigentlich ein technischer Begriff ist; er bedeutet, dass wir Zugriff auf den Quellcode haben. Wenn man jedoch keine Lizenz hat, ist es rechtlich gesehen nicht erlaubt, den Code zu kopieren.

Die typische Frage, die sich daran anschliesst, lautet: Wie steht es um Code, der auf einer Q&A-Site wie bspw. Stack Overflow zu finden ist? In diesem Fall unterliegt die IP den Nutzungsbedingungen, die besagen, dass die von den Abonnenten erstellten Inhalte CC-BY-SA sind. Es gibt also in der Tat eine Lizenz, an die man sich halten muss. Doch wie funktioniert das? Alles weitere dazu erfahrt ihr in meinem Kurs über Softwarelizenzen.

Wie stellst du in deinen Projekten fest, ob es im Hinblick auf IP Probleme geben kann?

Unsere Tools scannen automatisch die Abhängigkeiten eines Softwareprojekts. Dieses Wissen wird nicht nur benötigt, um die Lizenzen zu bestimmen, die regeln, wie wir die entstehende Software letztendlich lizenzieren, sondern auch, um regelmässig nach Schwachstellen zu suchen. Normalerweise liegt der Schwerpunkt eher auf Letzterem. Die Prüfungen sind notwendig, aber nicht ausreichend, um Compliance zu 100% sicherzustellen. Wenn ein Kunde sicherstellen möchte, dass keine Urheberrechte verletzt werden, prüfe ich die Softwarekomponenten und ihre Lizenzen gründlich und definiere im Projekt entsprechende Vorgaben.

Das bedeutet, dass Urheberrecht und Software untrennbar miteinander verbunden sind. Was ist mit den anderen Arten von IP?

Die IT ist aus IP-Perspektive besonders interessant, weil sie wirklich alle Arten geistigen Eigentums umfasst, darunter auch das Urheberrecht. Mit dem Aufkommen des Internets muss Software nicht länger verteilt werden und kann daher leichter ein Geschäftsgeheimnis bleiben, das auch eine Art geistigen Eigentums ist. Darüber hinaus müssen auch die Softwarenamen sorgfältig gewählt werden, da sie als Markenzeichen geschützt sein können. So haben wir unsere Produkte Channel Suite, Security Suite und Onboarding Suite zum Beispiel markenrechtlich geschützt. Eine heikle Form des geistigen Eigentums sind Patente. Das Rechtssystem wurde von Juristen und nicht von Ingenieuren entwickelt: Software kann nicht patentiert werden, Prozesse schon. Aber wie nennt man noch gleich ein Programm, das gerade läuft? Einen Prozess!

IP ist auch im Bereich der GenAI eine Herausforderung. Wie können Unternehmen und insbesondere Kreativagenturen damit umgehen?

Dies ist eine sehr umstrittene Frage. Mit dem Aufkommen der generativen künstlichen Intelligenz ist das Problem noch diffuser geworden: Nicht nur die Modelle selbst sind geistiges Eigentum, sondern auch die Daten, mit denen sie trainiert werden, und die Inhalte, die sie erzeugen. Meiner Meinung nach könnten wir dieses Problem lösen, indem bei jeder Nutzung KI-generierter Inhalte eine Lizenzgebühr an die Urheber der Trainingsdaten gezahlt wird. Doch es wird noch komplexer, denn manchmal sind es keine urheberrechtlich geschützten Texte, Bilder oder Musik, die für das Training der KI verwendet werden, sondern persönliche Daten. Dieses Thema werde ich in einem zukünftigen Kurs behandeln.

Möchtest du abschliessend noch etwas zu deinem Kurs über geistiges Eigentum sagen?

Ich biete nicht nur einen, sondern eine ganze Reihe von Kursen über geistiges Eigentum an. Der erste Kurs befasst sich mit den Grundlagen des geistigen Eigentums. Er bietet einen umfassenden Überblick und ein tiefes Verständnis zum Thema geistiges Eigentum, dessen Ursprünge und wie es sich zu dem entwickelt hat, was es heute ist. Dieses allgemeine Wissen bildet dann die Grundlage für den korrekten Umgang in der Praxis, was der Schwerpunkt des zweiten Kurses über Softwarelizenzen ist. Ein dritter Kurs, der in Kürze angeboten wird, stellt dann die Verbindung zwischen IP, Innovation, künstlicher Intelligenz und Datenschutz her, geht auf aktuelle Herausforderungen ein, mit denen wir als Unternehmen konfrontiert sind, und bietet Lösungsvorschläge, wie wir sie bewältigen können.

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