Welche Bereiche der Finanzindustrie profitieren aktuell am meisten von KI?
KI hat bereits viele Bereiche der Finanzbranche erreicht. Viele Banken nutzen sie, um manuelle, repetitive Aufgaben zu automatisieren und Kosten zu senken. Das reicht von der automatischen Kategorisierung von Dokumenten bis hin zur KI-gestützten Kreditprüfung. Eine aktuelle KPMG-Studie zeigt, dass 76 Prozent der Finanzinstitute KI für die Betrugserkennung nutzen. Verdachtsfälle werden damit sekundenschnell identifiziert – eine wesentliche Verbesserung gegenüber den früheren, tagelangen Analysen durch Mitarbeitende. KI ermöglicht schnelle und präzise Analysen, unterstützt bei Anlageentscheidungen und verbessert sogar die Compliance. Aber: Die KI liefert die Fakten, für die Feinheiten bleibt der Mensch zuständig. KI ist kein Zauberstab. Wir transformieren von einer Wissensökonomie in eine Fähigkeitsökonomie. Die KI kann beraten, aber für die finale Umsetzung bleibt der Mensch in der Verantwortung. Es geht darum, Technologie und menschliche Intuition zu verbinden – das Beste aus beiden Welten sozusagen.
Wo sehen Sie die spannendsten Anwendungsfelder für die Zukunft?
Die Möglichkeiten sind riesig, insbesondere in der personalisierten Finanzberatung und im Investmentbereich. KI ermöglicht eine individualisierte Kundenberatung durch datenbasierte Analysen und kann zudem Markttrends in Echtzeit erkennen und Portfolios automatisch optimieren. Das öffnet das Vermögensmanagement auch für kleinere Anleger. Nachhaltige Anlagestrategien könnten durch die Integration von ESG-Daten noch präziser werden – ein wichtiger Schritt, um nachhaltige Finanzprodukte breiter zugänglich zu machen. Das Spannende ist: KI demokratisiert den Zugang zu professionellem Investmentwissen.
Wie sieht die Investitionslandschaft für KI in der Schweiz aus?
Oh, da wird gerade ordentlich Geld in die Hand genommen! Aktuelle Studien belegen ti&m Special «Digital Banking» 2025 15 die Pläne von Schweizer Finanzinstituten, ihre Budgets für künstliche Intelligenz in den kommenden Jahren zu erhöhen. Die Investitionen fliessen hauptsächlich in drei Bereiche: Infrastruktur, Talent und Forschung. Einige Banken bauen ihre eigenen KI-Labs auf, andere setzen auf Partnerschaften mit FinTechs oder Tech-Giganten. Es ist ein KIWettrennen, bei dem jeder die Nase vorn haben will. Ein Trend, den wir beobachten, ist die Entwicklung von KI-Kompetenzzentren. Grosse Banken wie die UBS schaffen Center of Excellence, um KI-Expertise zu bündeln und bereichsübergreifend nutzbar zu machen. Wichtig ist auch die Investition in Dateninfrastruktur und Cloud-Technologien. Ohne eine solide Datenbasis lässt sich das Potenzial von KI nicht ausschöpfen.
Und im Beraterbereich? Welche Potenziale sehen Sie hier?
Als digitaler Assistent, der blitzschnell relevante Informationen und Analysen liefert, ist KI für Berater Gold wert. Kunden auf der anderen Seite erhalten durch KI-Tools einen persönlichen Finanzcoach. Das wird zu einem Wandel von der Erb- zur Investmentkultur führen. Ich denke, die Zukunft liegt in der Symbiose: KI unterstützt Berater, die wiederum Kunden bei der Nutzung von KITools begleiten. Wir treten in das Zeitalter der Humanen Zukunftswirtschaft ein. Diese Kombination aus technologischem Fortschritt und menschlicher Expertise schafft einen echten Mehrwert.
Wenn von KI die Rede ist, ist meist generative AI gemeint. Liegt der Fokus im Moment vor allem auf diesem Bereich?
Generative AI ist derzeit sicherlich der Rockstar unter den KI-Technologien. Sie bekommt viel Aufmerksamkeit und alle wollen mit ihr auf Tour gehen. Aber die Schweizer Finanzwelt ist schlau genug, um zu wissen, dass es mehr als nur einen Hit-Song gibt. Tatsächlich sehen wir eine breite Palette von KI-Anwendungen in der Automatisierung: Robotic Process Automation (RPA) für repetitive Aufgaben, Machine Learning (ML) für Kreditbewertungen oder Natural Language Processing (NLP) für die Analyse von Verträgen und Berichten. Eine interessante Entwicklung ist das, was wir bei SwissCognitive «Cognitive Automation» nennen. Hier geht es darum, KI nicht nur für einzelne Aufgaben einzusetzen, sondern ganze Prozesse intelligent zu steuern. Ein Bereich, der sofort ins Auge springt, ist die Kundenbetreuung: KIgestützte Chatbots und virtuelle Assistenten können einfache Anfragen rund um die Uhr bearbeiten. Das entlastet die Mitarbeitenden und verbessert die Kundenzufriedenheit. Ein weiterer Bereich ist die Dokumentenverarbeitung. KI kann Formulare, Verträge und andere Dokumente sehr schnell analysieren und relevante Informationen extrahieren. Das spart Zeit und reduziert Fehler. Nicht zu vergessen ist das Thema Compliance. Hier können KI-Systeme kontinuierlich Transaktionen überwachen und potenzielle Verstösse gegen Vorschriften identifizieren – ein digitaler Wachhund, der nie schläft!
Wo sehen Sie die grössten Hindernisse bei der Einführung von KI?
Oh, es gibt einige Stolpersteine auf dem Weg zum KI-Paradies! An erster Stelle stehen die Verfügbarkeit und die Qualität der Daten. KI ist wie ein Gourmet-Koch – sie braucht die besten Zutaten, um ein Meisterwerk zu kreieren. Ohne gute Daten kein gutes Ergebnis. Eine weitere grosse Herausforderung ist der Mangel an KI-Fachkräften. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten, die richtigen Talente zu finden und zu halten. Hier muss die Schweiz in Aus- und Weiterbildung investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Auch veraltete IT-Systeme können ein Hindernis sein. Viele Banken kämpfen mit einem Flickenteppich aus Legacy-Systemen, die sich nur schwer mit moderner KI-Technologie integrieren lassen. Nicht zu vergessen sind die regulatorischen Herausforderungen: Der Finanzsektor ist stark reguliert, und KI-Systeme müssen diesen Anforderungen gerecht werden. Das ist ein Tanz auf einem schmalen Grat – man muss innovativ sein, ohne die Regeln zu brechen. Und zu guter Letzt dürfen wir die kulturellen Barrieren nicht unterschätzen. Hier braucht es einen Kulturwandel und klare Führung von oben.
Was raten Sie Firmen, die auf die KI-Reise gehen wollen?
Beginnen Sie mit einer Strategie! KI ist kein Selbstzweck, sondern ein Werkzeug für spezifische Ziele. Identifizieren Sie zunächst, wo KI den grössten Mehrwert für Ihr Unternehmen schaffen kann. Investieren Sie in eine solide Datenbasis, denn ohne diese wird jedes KI-Projekt scheitern. Starten Sie klein, etwa mit Pilotprojekten, und lernen Sie aus den ersten Schritten. Es geht nicht nur darum, dass wir Menschen die Technologie verstehen, sondern auch, dass die Technologie lernt, uns zu verstehen. Solche iterativen Lernprozesse sind unabdingbar. Das schafft frühe Erfolge und ein Momentum für weitere KI-Initiativen. Wichtig ist, alle Stakeholder von Anfang an einzubinden. Das gilt besonders für die Mitarbeitenden, deren Arbeit durch KI verändert wird.
Ist die Schweiz gut aufgestellt für KI-Regulierungen?
Die Schweiz verfolgt bisher einen zurückhaltenden Ansatz, und das finde ich gut so. Wir wollen Innovation nicht durch zu viel Bürokratie bremsen. Wir sollten nicht vergessen, dass gerade in der Schweiz der sensible Finanzsektor und der Gesundheitssektor schon sehr gut reguliert sind. Dazu bietet unser Datenschutzgesetz einen soliden Rahmen für den Umgang mit personenbezogenen Daten. Was nicht heisst, dass punktuell kein Bedarf für klarere Leitplanken besteht. Ich denke, der EU-Ansatz mit einem risikobasierten Modell könnte als Vorbild dienen. Am wichtigsten sind klare Regeln für Transparenz und Erklärbarkeit von KI. Besonders im Bereich Kreditentscheidungen oder Anlageberatung muss nachvollziehbar sein, wie eine KI zu ihren Ergebnissen kommt.
Was ist Ihr erstes Fazit der angelaufenen KI-Revolution?
KI hat das Potenzial, die Finanzwelt grundlegend zu verändern, und die Schweiz ist hervorragend positioniert, eine führende Rolle einzunehmen. Wenn Wirtschaft, Politik und Wissenschaft an einem Strang ziehen, kann die Schweiz weltweit als AI-Boutique der Finanzindustrie glänzen. Initiativen wie unser Industrial Center of Excellence for AI (ICE AI), die Industrieunternehmen zusammenbringen, um sich im globalen Verdrängungsmarkt zu behaupten, sind von entscheidender Bedeutung. Setzen wir auf ein Revival des Finanzplatzes Schweiz, der durch den gezielten Einsatz von künstlicher und emotionaler Intelligenz weltweit höchste Qualität liefert und den persönlichen Kundenkontakt in den Mittelpunkt stellt. Wenn uns dies gelingt, ist der Finanzplatz Schweiz Vorreiter des goldenen Zeitalters der humanen Zukunftswirtschaft.
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